Zum Geburtstag von Friedrich Engels lädt das Museum Industriekultur Wuppertal zu einem spannenden Abendvortrag ein, der einen aktuellen Blick auf das Denken von Karl Marx und Friedrich Engels wirft.
Karl Marx und Friedrich Engels haben sich Zeit ihres Lebens mit internationaler Politik und globalen Zusammenhängen befasst. Ihre in diesem Zusammenhang vorgenommenen Analysen sind seit der Jahrtausendwende zunehmend kritisch unter die Lupe genommen worden. In ihrer geschichtsphilosophischen Lesart des Kolonialismus, ihrer Vorstellung von „geschichtslosen Völkern“ (Engels) oder ihrer Ignoranz der Handlungsfähigkeit von Versklavten hätten sie sich des Eurozentrismus, des Orientalismus bzw. gar des Rassismus schuldig gemacht. So sehr diese Vorwürfe bisweilen gerechtfertigt sind, so wenig treffen sie auf das gesamte Schaffen von Marx und Engels zu. Insbesondere erster hat im Fortgang seines Werkes zunehmend eurozentrischen Sichtweisen überwunden und mit seinen theoretischen Anstrengungen einen Beitrag zu einer kritischen Theorie des Rassismus geleistet. Der Vortrag geht diesen Ambivalenzen nach und zeichnet ein differenziertes, gegen die vorherrschenden Apologien und Verwerfungen stehendes Bild.
Kolja Lindner ist Associate Professor für politische Theorie an der Universität Paris 8. Er war 2024/25 Maurice Halbwachs Gastprofessor an der Bergischen Universität Wuppertal und ist derzeit als DAAD-Gastdozent an der Freien Universität Berlin tätig. Er hat u.a. das Buch Marx, Marxism and the Question of Eurocentrism (Springer 2022) veröffentlicht.