Das Programm lässt zwei Jahrzehnte des vergangenen Jahrhunderts Revue passieren, die von heute aus betrachtet ferner denn je erscheinen: auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges entstand Mitte der Sechziger Jahre in den Vereinigten Staaten eine neue Jugendbewegung, die mit grellbunter Alltagskunst (Pop) und eigenwilliger Mode, mit öffentlichem Drogenkonsum, fernöstlicher Spiritualität, basisdemokratischen Ideen, zur Schau gestellter Erotik und radikalem Konsumverzicht das Establishment provozierte.
Musikgruppen, die mit elektrischen Instrumenten und einem von Jazz, karibischem Calypso, Südstaaten-Blues oder Rock`n Roll geborgtem Groove für den mittreißenden Sound der Bewegung sorgten, spielten sehr bald auch auf großen Festivals mit zum Teil astronomischen Zuschauerzahlen und stürmten wenig später auch die einschlägigen Radiokanäle und Plattenlabels. Phantasievolle Protestformen wie Happenings, Teach-Ins und improvisierte Performances, bei denen das Publikum stimmungsvolle Lyrik genoss oder über politisch provokante Texte diskutierte, knüpften an kulturelle Praktiken der schwarzen Bürgerrechtsbewegung an. So wurden die Beatniks und später auch die Hippies in den USA bald Teil einer stetig wachsenden, politisch bewussten liberalen Gegenöffentlichkeit zur damals herrschenden weißen und in großen Teilen immer noch rassistisch und autoritär denkenden Gesellschaft, die sich soeben anschickte, ihre hehren christlichen Werte im Bombenhagel auf vietnamesische Dörfer zu verraten.
Der Funke dieser kulturellen Revolte mit ihren antiautoritären Protesten, die von den Massenmedien weltweit verbreitet wurden, griff auch schnell auf die Jugend Europas über. In der Bundesrepublik waren es nicht zuletzt die Notstandsgesetze und die Frankfurter Auschwitz-Prozesse (1963-65), die Studierende dazu veranlassten, sich zu einer außerparlamentarischen Opposition zusammenzuschließen - der APO. Doch der Traum von freier Liebe und geteiltem Eigentum, von Frieden und offener Gesellschaft, wurde bereits 1968 mit den Attentaten auf Martin Luther King und Malcolm X, Robert Kennedy und Rudi Dutschke von der Realität eingeholt. Und er geriet vollends zum Alptraum, als der Hippie-Guru Charles Manson seine drogensüchtigen Adepten zum Massaker an der Schauspielerin Sharon Tate und anderen Hollywood- Prominenten aussandte. Sein blutiges Ende fand dieser Traum dann spätestens im „Deutschen Herbst“ der siebziger Jahre mit den maßlosen Gewaltexzessen der RAF, begangen im Namen einer kruden Befreiungsideologie.
Was ist heute aus dieser Zeit geblieben? Faszinierende Literatur, in der sich die Hoffnungen und Sehnsüchte der 68er Generation spiegeln. Geblieben sind auch Filme, die damals unter dem Logo „New Hollywood“ die alte Traumfabrik heftig durchschüttelten und als Autorenfilm mit neuen Erzählweisen sozial brisante Geschichten erzählten, die gleichwohl die Menschen in die Kinos lockten. Vor allem aber sind Songs geblieben, die das vibrierende Lebensgefühl des „California Dreaming“ zum Ausdruck bringen. Sie künden von einer Utopie, die kaum mehr als einen Sommer lang für eine veränderungsbereite Generation Realität geworden war – im Gemeinschaftserlebnis legendärer Musikfestivals wie Woodstock oder Fillmore East, bei Konzerten auf der britischen Isle of Man, auf der Ostseehalbinsel Fehmarn oder auf der Berliner Waldbühne.
Daran wollen wir uns erinnern. „Are you ready“?
G. Th.