Raus ausm Loch/ Rein ins Loch - Und dazwischen macht das Herz/ Poch Poch.
„Hanns Dieter Hüsch – Hommage zum Hundertsten“ von Christian Kercher und Beatrix Pluta an den Saiten
Er würde dieses Jahr 100 Jahre werden, der Kabarettist Hanns Dieter Hüsch.
Sein Werk bleibt quicklebendig - in den Gedichten, Liedern und Geschichten, die Christian Kercher gemeinsam mit Beatrix Pluta am Flügel vortragen. In ihrer Hommage an den Großmeister der Kleinkunst kommen all die Rollen aus Hüschs Spielzeit zwischen 1925 und 2005 vor - fahrender Poet vom Niederrhein, Liedermacher, Komiker und Mahner, Tröster und Träumer, Prediger und Zweifler - gespickt mit biografischen Notizen und virtuosen Soli auf Klavier- und Bratschensaiten.
HÜSCHS LEITVERS:
_Ich bin gekommen, Euch zum Spaß und gehe hin, wo Leides ist/ Und Freude/
Und wo beides ist/ Zu lernen / Mensch und Maß._
FLAPSIG: _Sach ma nix. Wer weiß, wofür es gut ist?_
EXISTENZIELL: _Raus ausm Loch. Rein ins Loch. Und dazwischen macht das Herz Poch
Poch._
ZUSPRUCH: _So lasst uns denn/ zusammen und allein/ Von Tag zu Tag den Widerspruch
vollbringen/ Wir haben Angst und müssen mutig sein._
VIDEO MIT KOSTPROBEN der Hüsch-Hommage bei VIMEO:
https://vimeo.com/124701471
Eine Veranstaltung von Christian Kercher.
BEATRIX PLUTA
Klavier & Bratsche
Mit acht Jahren die ersten Töne am Klavier. Dann werden wollen wie die eigene, innig geliebte Klavierlehrerin. Aber immer allein am Instrument? Nein danke. Deswegen auch
noch die Geige: im Orchester spielen und gemeinsam die klassische Orchesterliteratur entdecken.
Der Wunsch ist Wirklichkeit geworden: Beatrix Pluta studierte an der Musikhochschule in Münster, teilt seither ihre Begeisterung am Musik machen in ihrer Arbeit als Klavier- und Geigenlehrerin. Und mit ihrem Publikum in Konzerten. Klavier spielt sie am liebsten als Liedbegleiterin, Schwerpunkt Musik des 19. Jahrhunderts. Die Geige hat sie irgendwann
gegen die Bratsche eingetauscht. „SCHOENER“ heißt ihr Trio.
Kultur ist sowieso das, wofür es sich zu leben und zu träumen lohnt. So ist das „Kulturquartier Münster“ entstanden, ein ungewöhnliches, eigenständiges Kulturzentrum, deren Mitbegründerin Beatrix Pluta ist. Und die Literatur und Poesie? Als Leseratte hat sie schon in jungen Jahren Berge von Geschichten, Texten und Versen verschlungen. Am Niederrhein aufgewachsen, fühlt sie sich durch Hanns Dieter Hüschs Texte in die alte Heimat zurückversetzt.
CHRISTIAN KERCHER
Rezitator & Kleinkünstler
„Kerchern" bedeutet, wie Sie wissen, Druck machen, allerdings hier mit „E" statt „Ä": Anstatt mit Hochdruck zu reinigen wird mit heißer Luft die Stimme laut. Und Gedichte,
Lieder und Geschichten, die den Staub von der Seele blasen.
So „kerchert" Christian mit der Hommage an sein Vorbild Hanns Dieter Hüsch, nachdem dessen Spielzeit an Nikolaus 2005 endete. Auch beim Psalmenprogramm mit Hüschs
besinnlichen Texten zu Harfenbegleitung. Und mit der Poesie von Hilde Domin, Kurt Marti, Christian Morgenstern und Joachim Ringelnatz. Bei Wolfgang Borcherts Sommergeschichte 'Schischyphusch' ebenso wie bei
den Christrosen, die mitten im Winter blühen: Lyrik zwischen Tanz und Jazz zur Weihnacht. Oder durch die Gedichte des schwedischen Nobelpreisträgers Tomas Tranströmer unter dem Titel ‚Fallschirmsprung aus dem Traum'. Beim Sternenprogramm geschieht es sowie beim Dichterporträt von Matthias Claudius: Wir spinnen Luftgespinste. Und nicht zuletzt durch eigene Texte, die der Rheinländer in Berlin auf seiner Kiezbühne zum Besten gibt. Lyrik wirkt. Erleben Sie es!
HÖRPROBE der CD "Hüsch im Himmel - Eine Hommage" auf mp3 mit der Pianistin Esther Hanna, Düsseldorf 2011:
(Track 3 von 20: Eine ganz private Frage - 3:50 Minuten)
Aus dem Beiheft der CD:
HÜSCH IM HIMMEL – WIE ER DAHIN KAM UND WIR DAZU
Schon in den frühen neunziger Jahren hat der liebe Gott Hüsch in Dinslaken getroffen und in den Himmel eingeladen. Er solle ihm dort ein paar humorige Geschichten vorlesen, wenn es ihm mal nicht gut ginge. Aber als Gegenleistung, bat wiederum Hüsch, wolle er seine verstorbenen Lieben sehen. So geschah es und wird uns berichtet in: „Wir sehen uns
wieder. Geschichten zwischen Himmel und Erde" (1995). Der liebe Gott ließ es sich nicht nehmen, seinen Gast schließlich persönlich auf dem Gepäckträger seines Fahrrades zurück auf die Erde zu fahren, um ihm zum Abschied noch einen Heiligenschein aus der Radtasche zu kramen - zum Dimmen, damit er bescheiden auftreten könne. Jedenfalls können wir uns so vorstellen, was Hüsch jetzt im Himmel macht. Daran lassen wir Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, teilhaben. Sie werden unsere Überzeugung teilen, dass Hüschs Lieder und Sprechgesänge, seine Gedichte und Geschichten wiederholt werden müssen, schon weil er sie immer so schnell gesprochen hat. Und wer kann schon so trösten wie er? Wie mit seinen Psalmen und Texten aus ‚Das Schwere leicht gesagt'. Was bringt uns dazu, werden Sie fragen? Nun, zweierlei, nämlich mein Geburtstag: Es ist auch der 6. Mai. Und der Geburtsort von Esther Hanna Bürger und mir, nämlich Bonn. Dort fängt der Niederrhein streng geografisch betrachtet an, denn nach Drachenfels und Siebengebirge
gegenüber von 'Bad Jodesbersch' bleiben die Rheinufer flach. Außerdem habe ich den Meister um seinen Segen gebeten. Ich bin ihm nachgereist, um ihn im Mai 2001 noch einmal in Oberhausen zu erleben. Dort legte ich ihm meinen Brief nach der Vorstellung auf die Philicorda Orgel, weil ich mich nicht traute, ihn direkt anzusprechen. Eine direkte Antwort bekam
ich zwar nicht, aber nach altem niederrheinisch-römischen Recht bedeutet Schweigen Zustimmung. So kam es nach viel Qual bei der Wahl aus der riesigen Anzahl seiner Stücke zur Premiere unserer Hommage auf dem Kölner Kirchentag 2007.
HÜSCHS SPIELZEIT (6. MAI 1925 - 6. DEZEMBER 2005)
__Denn wir sind Phantasten des Herrn/ Und bedanken uns/ Für die wenigen Stunden in dieser Neuzeit/ In denen wir uns haben formulieren dürfen/ In denen wir spielerisch haben existieren dürfen/ Für die wenigen Stunden/ In denen wir unsere Pflichten haben erfüllen/ Und in denen wir durch allzu tiefe Verbeugungen/ Unsere Rechte haben vergessen dürfen/
Für die wenigen Stunden in dieser Neuzeit/ In denen wir unsere Schwächen/ Zu einem Kunst-Stück machen dürfen_.
_( aus 'Die Verbeugung' ) Alles hatte ganz verquer angefangen: Hüschs Füße waren bei seiner Geburt um 180 Grad verdreht. Bevor er ein Teenager wurde, mussten sie
jedes Jahr einmal operiert werden. _Mein Leben verdanke ich meinen Füßen_, schreibt er in seiner Biografie 'Du kommst auch drin vor' (1990). Denn wegen ihnen musste er nicht in den Kriegsdienst der Wehrmacht, wodurch er - im Gegensatz zu den meisten aus seiner Abiturklasse von 1943 - überlebte. Außerdem hatte er mit den eingegipsten Füßen viel Zeit zum Lesen, Klavierspielen, Träumen und Zuhören. Nur zwei Semester studierte er Theater-und Literaturwissenschaften in Mainz. _Ich gehörte zum Studententypus... der eher den Dialog, das Gespräch sucht. _Dann spielte er beim
Studentenkabarett 'Die Tolleranten' und gründete 1956 das Ensemble 'Arche Nova'. Als Solist wird er berühmt. Mehr als 70 Kabarettprogramme wird er in 54 Bühnenjahren spielen und zweimal den Deutschen Kleinkunstpreis erhalten. ...
Christian Kercher ( aus dem Beiheft der CD von 2011 )